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Unsere alte Schule

Beim Durchforsten von Unterlagen der  Schloßbornerin, Frau Maria Kilb, auch bekannt unter "Schlachter-Marie", fand sich eine Reisebeschreibung eines Schulausfluges aus dem Jahre 1927.

Da die Originaldokumente sehr mitgenommen sind, haben wir den Originaltext abgedruckt.

 

Jugendwanderung 1927 Volksschule Schloßborn

 

11. - 14. Juli

 


 


 

Lieber Wanderfreund!

 


 

Wie fast in jedem Jahre, so sollte auch im Sommer 1927 eine mehrtägige Wanderfahrt die Oberstufe hinausführen in schönes deutsches Land. Als Reiseziele waren der Odenwald und das Neckartal gewählt worden. Nachdem häufig der Ausflug im Unterricht besprochen worden war, hiess es endlich: Morgen, Sonntag abend 6 Uhr zum „Apell“ antreten! Wie sprach da die Freude aus euren Augen, als ihr mit frischgenagelten Schuhen und wohlgefüllten Rucksäcken antratet, um darzutun, dass alles sorglich zur Fahrt gerüstet sei.

 

Die Nacht währte manchem zu lange, bis wir uns am Montag früh wieder trafen. Rasch brachten uns die flinken Pferde des gefälligen Milchmannes zur Bahn. In Eppstein trafen wir die Kinder aus Ruppertshain, unsere Wandergefährten.

Reiseroute

 

Nach zweistündiger Eisenbahnfahrt über Frankfurt und Darmstadt erreichten wir das liebliche Jugenheim, dessen wunderbare Lage am Fusse des Heiligenberges die Ursache ist, dass es jährlich von zahlreichen Fremden besucht wird. Staunend genossen wir von der Terrasse neben dem Schlosse die Aussicht auf die bewaldeten Höhen der Nachbarschaft, des Balkhäuser Tals und über Jugenheim hinaus in die weite Rheinebene.

 

Durch herrlichen Buchenwald wandernd, erreichten wir in 1 Std. den Felsberg mit dem Felsenmeere. Wie Eisschollen, die eine gewaltige Wasserflut bei einem Eisgange wild durcheinanderwirft und aufeinandertürmt, lagen die Massen der Granitfelsen umher. Schon die Römer benutzten die Felsenmeere zum Steinbruch (Altar-Stein-Riesensäule 9,25 m lg. u. 1,29 m dick).

 

Der Pfad führte uns nun steil bergab, an Granitbrüchen vorüber nach Reichenbach. Heiß brannte die Sonne, als es auf der Landstrasse nach Lindenfels ging. Enger und schöner wurde dieses Tal des kuppenreichen Odenwaldes, durch das unsere Strasse führte. Links grüßte der Turm der Neunkircher Höhe, rechts öffnete sich bei dem Dörfchen Kolmbach der prachtvolle Blick auf das burggeschmückte Lindenfels und ins Weschnitztal. Manch frisches Lied kürzte den beschwerlichen Weg. Ein flinkes Lastauto trug uns von Lindenfels durchs sagenumwobene Gersprenztal nach Michelstadt.

zeitgenössiger Bus

 

Aus dem Gebiet des Granits waren wir in das des Muschelkalks gekommen. Die Herberge in der Stadtschule bot noch spät Gelegenheit zur Bereitung einer schmackhaften Erbsensuppe und einer Bleibe für die Nacht.

 

Stadtschule Michelstadt

 

Am anderen Morgen fanden wir als Wahrzeichen trefflichen Bürgersinnes:

 

Aus alter Zeit inmitten des brunnengezierten Marktplatzes ein reizvolles, zweitürmiges Rathaus – aus der Gegenwart ein selten wohlgelungenes Stadion. Wahrlich, der Bürgermeister kann stolz sein auf die von ihm geschaffenen Bäder und die sie umgebenden Plätze und Bauten (Erwerbslosigkeit).

 


 

Im naheliegenden Erbach erfreuten wir uns im Schlosse an dem, was ein feingebildeter Fürst mit unermüdlichem Sammlerfleiss zusammengebracht hat. Ich erinnere besonders an die im Vorraum aufgestellte ägyptische Mumie, die feinen Elfenbeinschnitzereien und an die Waffen und Bekleidungsgegenstände fremder Völker. Das Rittertum wurde uns lebendig im prachtvollen Rittersaal mit seinen Rittergestalten zu Pferd und zu Fuss in voller Rüstung. Auf den Waffengestellen und an den Fensterpfeilern fanden wir Helme, Kürasse, Schilde, Schwerter, Streitäxte, Morgensterne, Hellebarden und Pferdesättel.

 

Wir besuchten dann die Eginhardskapelle, die Rehbockgalerie und die Hirschgalerie. In der Gewehrkammer konnten wir die Entwicklung der Schiesswaffen von ihrer Erfindung bis zum Anfang des vorigen Jahrhunderts verfolgen. Auch die römischen Zimmer boten uns manches interessante Stück.

 

Der bewölkte Himmel zwang uns zur Bahnfahrt und zum Verzicht der Besteigung des höchsten Gipfels im Odenwalde, des Katzenbuckels. Der Zug brachte uns nach einer reizvollen Fahrt durch das zerklüftete Gebirge nach Eberbach.

 

Nach einem Gang durch die anlässlich der Feier ihres 700 jährigen Bestehens festlich geschmückten Stadt fanden wir in der Jugendherberge gastliche Aufnahme. Gar schnell hatten wir unsere Suppe bereitet, und ausgezeichnet schmeckten uns die darin gewärmten Würste. Ein Bad im Neckar erquickte uns. Und wie schön war der Abend im Hofe der Herberge! Unsere alten Weisen klangen durch die warme Sommernacht und fanden in den Erbachern aufmerksame Zuhörer. Wie ihr euch dann im Volkstanze drehtet, mag mancher der älteren Zuschauer Vergleiche mit seiner Schulzeit angestellt haben. Für viele verklang unser Abendlied zu früh.

 


 


 

Mit welch großer Freude ging es am anderen Morgen ans Neckarufer zur Fahrt im großen Kiesnachen! Langsam zog unser Kahn flussabwärts. Da erlebten wir Uhlands schönes Gedicht: Ein Schifflein ziehet leise den Strom hin seine Gleise, den „Goldnen Tod“ sprachen wir im Chore und im Gedichtbande wurde uns Ludw. Richters Bild: „Die Überfahrt am Schreckensteine“ noch einmal so lebendig. Das Schauen der Landschaft wurde nicht vergessen, und die Freude an ihrer Schönheit lebte in uns. Wir waren in das Gebiet des roten Sandsteines gekommen. Welch schweres Tagewerk für den Arbeiter in der schwindelnden Höhe ufersäumenden Steinbrüche.

 

Der Bussard schwebte über uns, die Wildenten brachen aus dem Schilfe, die Fischreiher waren uns ein ungewohnter Anblick. Eine Flaschenpost vertrauten wir den wogenden Wellen. Ihre Reise war kurz. Wenige Tage nach der Rückkehr erhielten wir die Nachricht, dass man sie in Hirschhorn gefunden hatte.

 

Das Dorf Ersheim kündete uns von Wassernot. Bald tauchte das trutzige Städtlein Hirschhorn auf.

 

Vom schlanken Bergfried des Herrenhauses von Hirschhorn hatten wir eine prächtige Schau über die Stadt und die Bergwälder längs des Neckars. Die im Schlosse untergebrachte Sammlung viel des Interessanten. Ein Besuch galt der Karmeliterkirche. Der Nachen brachte uns weiter, an Neckarhausen vorbei, zu dem Glanzpunkte des an landschaftlichen Schönheiten so reichen Neckartales, nach Neckarsteinach.

 

Vier Burgen, die Vorder-, Mittel-, und Hinterburg und das sogenannte Schwalbennest, umgeben es im Halbkreise, und die jenseits des Neckars auf steilem Felskegel thronende Feste Dilsberg schliesst den Kranz. Die Mahlzeit in dem schönen Garten am Neckarufer stärkte uns zur Besteigung der Hinterburg. Eine herrliche Landschaft tat sich auch hier vom gewaltigen viereckigen Turme aus auf. Nachdem wir zu Tale gewandert und über den Neckar gefahren waren, stiegen wir die steile Höhe gen Dilsberg hinan. Ein freundlicher Wirt labte uns. Die Stunde vor dem Schlafengehen fand uns hoch überm Neckartal, aus dem die Lichter allmählich heraufblitzten, bei Dichterwort, Gesang und Volkstanz, im alten Stadttor fanden wir eine trauliche Bleibe.

 


 

Der letzte Tag unserer Wanderung brach an. Über Rainbach, Neckargemünd marschierten wir die Neckarstrasse. Steil ging es dann auf prächtigen Wegen zum Auerhahnenkopf. Entzückende Blicke boten sich von der Höhe auf den Neckar. Das Hauptziel des Tages, das Heidelberger Schloss, war nach 3 ½ stündigem Marsche erreicht. Die Wundervolle Lage des Schlosses, die Grossartigkeit der Gesamtanlage und die künstlerische Ausführung im einzelnen erregte unsere staunende Bewunderung. Insbesondere rufe ich ins Gedächtnis zurück den Ottheinrichsbau (Ruine), den Friedrichsbau (wiederhergestellt), den prächtigen Schlosshof und den dicken Turm (Mauerstärke 7,00 m, Durchmesser 29,00 m).

 

Besonderes Gefallen erweckte das vielverühmte Heidelberger Fass (220000 l). In demselben Keller sahen wir noch das holzgeschnitzte Standbild des Hofnarren Perkeo und die Scherzuhr.

 

Eine Wanderung durch die schöne Stadt Heidelberg endete am Bahnhofe. Der Zug führte uns an den Westhängen des Odenwaldes entlang durch die Bergstrasse der Heimat zu.

 


 

„Das Ränzel“ leicht, den Beutel leer, das Herz so übervoll, so holten uns wieder Schlossborner Fuhrleute in Eppstein ab. Glückliche Tage waren zu schnell vorübergegangen.

 


 


 


 

Mit herzlichem Abschiedsgrusse

 

Dein Lehrer

 

 

 

Weilbacher

 

Quelle: Google

 


 




 

Schloßborn um 1500
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